Ihren Sommermantel trug sie, die Seele, denn die Luft war lau.
Ihr war nicht bange und ihr Vertrauen in die sommerliche Wärme, die sie
von allen Seiten umgab, war groß.
Sie spürte das leichte Wehen des Windes in ihren Haaren und den kaum
spürbaren Hauch von feinstem seidigem Stoff auf ihren Schultern.
Doch plötzlich setzte heftiger und grimmig blickender Frost ein.
Der heitere Himmel zeigte sich bestürzt, finstere Wolkenmassen türmten sich auf –
dunkel und viel zu schwer für eine so zarte Seele wie sie
Eiskristalle ließen sie auf der Stelle erstarren – sie verharrte wie eine Salzsäule
in ihrer entsetzten Tiefe, bis ihr eine mitleidige Hand einen warmen wollig weichen
Umhang um die Schultern legte, in dem sie sich nach einiger Zeit
wieder ein wenig erwärmte.
Doch es dauerte und sie wurde von nun an vorsichtiger, vertraute nicht mehr blind
sondern wußte nun, daß ein hauchdünner Sommermantel sie niemals benügend
gegen böse Überraschungen schützen konnte.
Sie hatte etwas gelernt. Doch half es wirklich? Der Frost hatte sie zwar tief erschüttert
aber sie trug ihn weiter – ihren geliebten Sommermantel
wenn auch nur noch zu ganz besonderen Gelegenheiten…
Ihr kennt es sicher auch, alles ist gut, doch plötzlich wirft Euch etwas aus der Bahn und Ihr fallt in ein tiefes Loch. Das Wohlfühlen ist verschwunden und Ihr sucht nach einem Strohhalm, um Euch an ihm wieder hochzuhangeln.
Das kann ein Weilchen dauern …