Siehst du die Angst
wie sie sich genussvoll räkelt
dich mit großer List umzingelt
und mit ihren fauligen Zähnen
hämisch grinst?
Ergib dich jetzt nicht
Auch wenn deine Glieder schlottern
und deine zittrigen Beine dich kaum
von der gefahrvollen Stelle tragen
Du musst es wagen!
Weiche jetzt nicht
Zeige deinen Mut
Verblüffe durch Angriff!
Spanne Deine Muskeln
dehne den Rücken
Gib nicht auf und
setz dich zur Wehr
Sieh doch – sie weicht zurück
Fleckig und grau wird
die eklige Fratze
Sie schrumpft und verliert mehr
und mehr an Gewicht
In die Enge getrieben
bedeckt mit Abfall und Schutt
ist sie nur noch ein Schatten
ein Schemen
und auf keinen Fall mehr ernst zu nehmen
Vor vierzig Jahren hatte ich Angst, panische Angst
Die Angst war so stark, daß sie in der Lage war, meine bisher
regelmäßigen Wehen zu stoppen.
Eine ältere erfahrene Krankenschwester sah mich prüfend an,
fragte mich, ob ich vielleicht Angst vor der zweiten Geburt hätte?
Etwas anderes konnte sie sich nicht erklären, sie, die schon so viel
gesehen und erlebt hatte.
Ich antwortete ihr, daß ich sehr wohl Angst hätte, denn die Geburt
meiner älteren Tochter hatte ich noch gut in Erinnerung …
In dem Moment, als ich die Angst rausließ, merkte ich schon, wie
sie weniger wurde.
Ich hatte mich dazu bekannt und nicht weiter tapfer die Zähne
zusammengebissen.
Ein starker Kaffee, von der Krankenschwester schnell gebraut, half
nach und meine Wehen kamen wieder regelmäßig…
Ich hatte der Angst gewissermaßen ins Gesicht gesehen.