Kennst du die Angst

Siehst du  die Angst
wie sie sich genussvoll  räkelt
dich mit großer List umzingelt
und mit ihren fauligen Zähnen
hämisch grinst?

Ergib dich jetzt nicht
Auch wenn deine Glieder schlottern
und deine zittrigen Beine dich kaum
von der gefahrvollen Stelle tragen

Du musst es wagen!
Weiche jetzt nicht

Zeige deinen Mut
Verblüffe durch Angriff!

Spanne Deine Muskeln
dehne den Rücken
Gib nicht auf und
setz dich zur Wehr

Sieh doch  – sie weicht  zurück
Fleckig und grau  wird
die  eklige  Fratze
Sie schrumpft und verliert mehr
und mehr an Gewicht

 

In die Enge getrieben
bedeckt mit Abfall und Schutt
ist sie nur noch ein Schatten
ein Schemen

 

und auf keinen Fall  mehr  ernst zu nehmen


Vor vierzig Jahren hatte ich Angst, panische Angst
Die Angst war so stark, daß sie in der Lage war, meine bisher
regelmäßigen Wehen zu stoppen.
Eine ältere erfahrene Krankenschwester sah mich prüfend an,
fragte mich, ob ich vielleicht Angst vor der zweiten Geburt hätte?
Etwas anderes konnte sie sich nicht erklären, sie, die schon so viel
gesehen und erlebt hatte.
Ich antwortete ihr, daß ich sehr wohl Angst hätte, denn die Geburt
meiner älteren Tochter hatte ich noch gut in Erinnerung …
In dem Moment, als ich die Angst rausließ, merkte ich schon, wie
sie weniger wurde.
Ich hatte mich dazu bekannt und nicht weiter tapfer die Zähne
zusammengebissen.
Ein starker Kaffee, von der Krankenschwester schnell gebraut, half
nach und meine Wehen kamen wieder regelmäßig…

Ich hatte der Angst gewissermaßen ins Gesicht gesehen.

 

Gedanken um einen Gedanken

Einen Gedanken verfolgen

ihm nachgehen auf Zehenspitzen
damit er sich ungestört fühle

Ihm immer höflich den Vortritt lassen
und falls es durch eine Drehtür ginge
gebührenden Abstand halten
ihm nicht auf die Zehen treten
oder ihn versehentlich anrempeln
weil man es oft viel zu eilig hat

**************************************

Doch schon verschwindet der so beharrlich
verfolgte Gedanke im dichten Getümmel der
Narren und Narreteien 🙂

**************************************

War etwa der Abstand zu groß?
Die Höflichkeit übertrieben?
War ich zu schüchtern
und viel zu bescheiden?

Fühlte er sich zu wenig beachtet?
Spürte er mein Interesse denn nicht?

Einen Gedanken verfolgen und ihn in der Menge
all der übrigen Gedanken nicht zu verlieren ist oft nicht so einfach  🙂

Schokoküsse

Schaumgebäck mit hauchdünner Schokolade drum
Wir kennen dieses knallsüsse Gebäck alle und ich glaube, es gibt kein Kind, das keine Schokoküsse mag.
Ich liebte sie immer, vom allerersten an, an den ich mich gar nicht mehr erinnern kann 🙂 bis heute.

 

Wir nannten sie früher Mohrenköpfe und keiner dachte sich etwas dabei. Es war halt so und wir übernahmen es ohne nachzudenken.
Meine Töchter klärten mich dann auf.  Ich sehe es ja ein und habe nun aber leider ein Problem.



Möchte ich spontan einen Schokokuss an einer einladenden Theke bestellen, fällt mir im letzten Moment der richtige Name nicht ein und ich stottere herum, bis mir mein Gehirn endlich *Schokokuss* zuflüstert 🙂 ( Leider ist es manchmal anderweitig beschäftigt und dann dauert es ein kleines Weilchen )

Zu früh für die Tulpen

Wie blass sie ist

Als fehlte ihr ein Morgenrot
ein Tag der mit der Sonne lacht

Ihr Taint ist fein
in leichtem Rosa prangen
ihre Wangen

Kränkelnd grün hängt der
lapprige Stiel

Hinfällig wirkt meine
Tulpenblüte

Blutleer und schön
nach kurzer Zeit am Vergehen

Ein kraftloses Treibhauskind
bei dem die Wangen
gepudert sind

Überall werden sie angeboten, die frühen Tulpen,
aber sie sind doch gar nicht die echten Frühlingsboten.
Da fallen mir ganz andere Blütennamen ein,
Winterlinge und Schneeglöckchen, wenn man mal
von den viel zu dünn bekleideten Krokussen absieht,
aber aus den Teibhäusern kommen im Februar
außer den tapferen Rosen auch die Tulpen in all
ihrer Farbenpracht. Lange hat man keine Freude daran.
Sie sind schnell farblos in ihrer Künstlichkeit und doch
rühren sie uns und wir kaufen uns manchmal ein
Sträußchen.  (Wenigstens ich hab es gemacht  😦  )

Zu viel Liebe

Valentin und Valentine schienen sich zu lieben
Sie stritten auch  – vertrugen und versöhnten sich

Die Beiden gingen Hand in Hand
Er hielt sie und sie hielt ihn

Sie war so schön – ihr Haar war golden
auch wenn sie manchmal mit ihm grollte

Er liess sie nicht aus seinen Augen
las ihr die Wünsche von den Lippen

Sie war sein einziges  Entzücken

Er legte sie auf rote Rosen
bedeckte sie mit seinem Kosen

Da schrie sie laut und fürchterlich
Es waren Dornen an den Rosen  …

Und schon war´s  aus mit dem Liebkosen

 

Es handelt sich hier um ein ernst zu nehmendes Gedicht
zum Valentinstag am 14. Februar   🙂

Hagebuttenbaum

Ich glaub, ich bin in einem Traum
Ich seh‘ nen Hagebuttenbaum

Ich wollt nur tiefgefror’ne Wiesen schau’n

Da fällt mein Blick
auf diesen Hagebuttentraum

Rosenkohl blinzelt mir zu aus dem Schnee
Ihn frag ich ob ich es richtig seh

Träge wendet er ein Röschen
lächelt fein und spricht gewitzt

dass er sehr selten mal hier sitzt
Drum weiß er nicht was ich denn meine

Er dreht sich um und schläft schon wieder
Kuschelig hat er’s im weichen Schnee

Doch ich weiß jetzt – bin mir ganz sicher

Es ist kein Traum hier steht ein Baum
mit Hagebutten dick und rot

Ich komm noch mal bei Abendrot

 

Gewalt

Durch Gewalt
soll Frieden entstehen?

Hörst du das blutende Lachen
der Menschenwaffen?

**********************************

Vor langer Zeit
erschuf der Mensch Waffen
um Essen zu schaffen

Mit dem Speer
erlegte der Jäger den Eber

Eine Schlinge
brachte dem Hasen den Tod

Was ist passiert?
Ist der Mensch zum Mörder mutiert?

In all den Jahren, in denen ich Gedichte u. ä. schreibe, machte ich mir immer
wieder Gedanken um die Gewalt in der Welt, um Kriege und Morde,
um unvorstellbare Gräueltaten, von denen ich hörte und die ich sehen mußte.
Wirklich friedliche Zeiten scheint es nicht zu geben.
Und doch wünschen wir sie  uns so sehr.

Namenlos

Du gabst ihm keinen Namen

Zu groß war deine Angst
ihn zu verlier´n – den einen
unter vielen der ungestüm
dein Herz gewann…

Den besten aller Sänger
der anders flog und anders sang

Dein Herz nahm er im Sturm
und ließ sich gern begleiten
für eine kurze Zeit

Doch bald schon flog er weiter
ließ Dich am Wege steh´n

Verlor sich in der Ferne
als wäre nichts gescheh´n

 

 

Ob sie wohl einen Vogel meinte, oder vielleicht doch einen komischen Vogel,
wie wir manchmal sagen, wenn wir einen ein wenig absonderlich finden?   🙂

Aber vielleicht war es ja auch eine etwas wehmütige Liebe von Anbeginn an?

Sprachlos

Wach auf, wach auf!

Du  warst  so  still

Ich möchte dich hören
dich spüren und sehen

Sprachlose Stille
Du solltest vergehen
Ich möchte verstehen

Rede mit mir – sprich mich an

Gib mir dein Wort
bitte  –  geh nicht fort

Du sprichst mit den Augen
Und was sagt mein Bauch?

Aber ja – ich liebe dich auch

Manchmal sind Worte überflüssig;  so hoffe ich doch  🙂